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Aus Eins mach Drei

Dieses Wochenende geht's in den Süden. Geplant ist die klassische Gotthard-Route... am Lauerzer See entlang, auf der Axenstrasse und der alten Gotthard-Strasse Richtung Schöllenen und Andermatt. Dann am Gotthard-Hospitz vorbei in die Leventina runter bis kurz nach Bellinzona - wie gesagt, das war der Plan. Allerdings kam es etwas anders. Doch der Reihe nach...

 

Treffpunkt Samstag, 07:45 Uhr an der Coop Tankstelle in Rotkreuz. Als einer der ersten kurvt Christoph mit seinem alten, offenen Militär-Jeep um die Ecke. Denn Christoph und Rolf bieten uns einen ganz besonderen Service. Sie begleiten uns mit dem Firmen-Transporter als "Besenwagen". Selbst eine Ersatz-Vespa ist dabei... sollte einer unserer Roller liegen bleiben. Und wir können unser Gepäck abgeben und am Hotel wieder in Empfang nehmen.

Nach und nach trudeln die Kollegen ein. Wir sind zu acht unterwegs - mit 3 PX und 5 GTS. Nachdem Christoph und Rolf zur Arbeit gefahren sind (sie kommen ab 14:00 Uhr nach), informiere ich die Gruppe über die Route, das Hotel und natürlich... die "Sicherheitshinweise". Mit einem kurzen Nicken übernimmt Alex wie immer die Rolle des "grünen" Schlusslichtes.


Nun geht's los. Gemütlich und mit viel Vorfreude auf die kurvenreichen Passagen gleiten wir am Lauerzersee entlang Richtung Axenstrasse. Wir sind wohl nicht die einzigen, die an diesem schönen Samstag in den Süden ziehen. Das merken wir bereits nach Brunnen.

 

In zähem, sich langsam dahinschleichendem Verkehr schlängeln wir uns am Vierwaldstättersee entlang. So bleibt viel Zeit die Naturschönheiten der Umgebung zu geniessen. Bei Altdorf halten wir kurz an um unter dem Wilhelm Tell Denkmal uns kurz die Beine zu vertreten.

Weiter geht es auf der alten Gotthard-Strasse Richtung Amsteg. Kurz vor dem Dorf wird unsere Schwung jäh gebremst, denn viele Autos flüchten vor dem Stau auf der Autobahn auf die Hauptstrasse. Und so schleichen wir mehr als fahren... bis nach Wassen. Bei einem Kaffee erholen wir uns vom Staufahren. Bevor's weitergeht sitzt Benni wieder neben dem Motor einer PX - das Kupplungskabel von Fabios neu restauriertem Roller will nachgezogen werden.

 

Nun aber weiter. Interessanterweise ist der Verkehr die Schöllenschlucht hinauf doch sehr zügig. In Andermatt angekommen machen wir den ersten Tankstopp und lassen die Vespas, vor allem die 2-Takter ein bisschen ausruhen.

 

In Aussicht auf Baustellen am Gotthard und in Anbetracht des schönen Wetters beschliessen wir die Route spontan zu ändern. Neues Ziel ist der Oberalppass und im Anschluss der Lukmanierpass. Zum Nätschen hinauf windet sich eine tolle Strasse. Damit die GTSler dies auch richtig geniessen können, fahren sie voraus: Treffpunkt Oberalppass.

Doch bereits nach einigen Serpentinen steht fast die ganze GTS-Gemeinde links neben der Strasse. Der Auspuffkrümmer an Ciros-Vespa ist gebrochen. Der Sound beim Gasgeben ist sehr auffällig und lässt jeden Ferrari-Fahrer neidisch werden...

Wir diskutieren wie wir das Maleur beheben können. Trotz Werkzeug und Reparaturmitteln - diesen Fall können wir nicht lösen. Während die einen Nachdenken, üben Alex und Guisi das Zusammenrechen von gemähtem Gras.

 

Nachdem Christoph uns telefonisch versichert hat, dass mit der Weiterfahrt kein weiterer Schaden entsteht, fahren wir weiter. Jetzt ist jede Tunneldurchfahrt ein Genuss... hinter mir fährt Ciro - es knattert in ohrenbetäubender Lautstärke und jedes Gaswegnehmen wird lautem Knallen quittiert.

Der Oberalppass ist erreicht - wir gleiten nun Richtung Disentis. Der Entscheid anstelle des Gotthardes den Oberalppass zu wählen, ist goldrichtig. Wenig Verkehr, schönstes Wetter und tolle Strassen.

 

Nach 13:00 Uhr erreichen wir das Klosterdorf Disentis - oder Mustér, wie die hiesigen Rätoromanen sagen. Auf einer Terrasse mit toller Aussicht auf die Berge geniessen wir unsere Salate, Pizzen und - standesgemäss - Capuns. Wohlgenährt geht's weiter...

Nun erklimmen wir den Lumanier. In sanfter, aber stetiger Steigung geht's hinauf zum Pass. Die GTSler fahren wieder voraus und schwingen sich durch die kurvige Hochgebirgsstrasse. Am Stausee treffen wir uns wieder. Der talseitige Blick über die Staumauer lässt die gewaltigen Kräfte, die der See ausübt, erahnen.

 

Gleich nach dem Pass öffnet sich das Bleniotal mit seinen grünen Wiesen des Selvasecca-Parks und den vielen Wegen am Fluss entlang. Heute geniessen viele Wanderer das pittorekse Landschaftsbild.

 

Nach schwungvoller Fahrt stoppen wir in Blenio um unsere durstigen Vespas wieder zu betanken. Eine kleine Garage bietet sich an. Interessanterweise ist sie am Samstag geöffnet, da der Lehrling an seinem Auto schraubt. Mit der Frage ob Ciros defekter Auspuff notbehälfsmässig repariert werden kann, startet eine spannende Rettungsaktion.

 

Sogleich liegen Beni, Alex, Ciro und der Lehrling unter und um den Patient. "Ist eine Schweissanlage verfügbar? Wenn ja, bauen wir den Auspuff aus und ich schweisse den Krümmer zusammen..." meint Alex. Gemacht getan... mit gekonnter Hand fügt er die gebrochenen Teile zusammen.

 

Zwischenzeitlich hat Giovanni mit dem Inhaber der benachbarten Imbisstube geplaudert... wenn wir unsere Vespen vor seinem Geschäft zu seinem Gruppenfoto aufstellen, offeriert er uns allen einen Kaffee. Auch hier: Gesagt, getan.

Nun geht es weiter Richtung Bellinzona zu unserem Hotel. Irgenwie vermisse ich nun das Röhren von Ciros Vespa... so gegen 17:30 Uhr trudeln wir beim Hotel ein. Chrostoph und Rolf sind schon da und haben ihr Feierabend-Bier auch bereits genossen. Jetzt noch das Gepäck in Empfang nehmen, das Zimmer beziehen und bereit machen fürs Nachtessen in Locarno.

 

Wir fahren auf der nördlichen Seite der Maggadino-Ebene Richtung Lago Maggiore. Nach rund 30 Minuten sind wir in Muralto - im Herzen von Locarno. Giusis Kollege, der in Maggadino wohnt, hat uns einen Restaurant-Tipp gegeben.

 

Mit 10 Personen an einem sonnigen Samstagabend im August in Locarno am See ohne Reservation einen Platz zu finden... na ja, nicht ganz so einfach. Dennoch gelingt es uns in der "zweiten Reihe" einen Tisch zu kriegen...

 

Am Tisch plaudern wir über Gott und die Welt, über das Erlebte und auch Benzin-Gespräche führen wir leidenschaftlich.
Mit vollem Bauch schlendern wir noch zu einer Gelateria bevor wir die Rückfahrt zum Hotel antreten.

Am nächsten Tag zeigt sich das Wetter von seiner regnerischen Seite. Um 08:30 Uhr trudeln wir zum Frühstück ein. Peter sucht immer wieder die "trockene" Lücke auf dem Wetterradar um das ideale Zeitfenster zu erwischen. Aber es hilft nicht... bereits beim Packen zur Abfahrt beginnt es zu regnen.

 

Den Regenschutz ziehen wir gleich an. Noch kurz tanken... und dann los Richtung Norden. Diesmal tatsächlich auf der Gotthard-Route. Bis hinter Bisca begleitet uns ein intensiver Regen, danach zeigt sich die Sonne wieder.

Die Leventina mit seinen beiden Talstufen ist selbst für die PX leicht zu erklimmen. Lächelnd schauen wir hinüber zum Stau auf der Autobahn Richtung Norden. Glücklicherweise hat es wenig Verkehr auf der Hauptstrasse. So erreichen wir bald Airolo und genehmigen uns dort einen Kaffee.

 

Unser Blick fällt bald auf den zunehmenden Transitverkehr Richtung Gotthardpass. So schwingen wir uns auch bald wieder auf die Roller. Noch einmal kurz nachgetankt und weiter geht's. Für den ersten Teil nehmen wir die alte Hauptstrasse. Der Asphalt wird gelegentlich von Plasterstein-Passagen unterbrochen. Diese schütteln unsere Maschinchen kräftig durch und lassen uns erahnen wie das Reisen früher war. Immer wieder gleitet unser der Blick ins gewaltige Tal des Ticinos hinab...


Auf halber Strecke münden wir dann in die Pass-Schnellstrasse ein. So richtig schnell wird es für die anderen Autos allerdings ab jetzt nicht mehr. Denn nun bremsen wir ihre Fahrt... wir knattern mit maximal 60 Sachen dem Pass entgegen.

Aufgrund des zunehmenden Verkehrs verzichten wir auf einen Halt auf dem Pass. Auch ohne Beweisfoto mit dem Schild "San Gottardo 2091 m" - wir waren da!

 

In weiten Schwüngen führt die Passstrasse hinab nach Rehalp und Göschenen. Auch diesmal ist der Verkehr durch die Schöllenen erfreulich flüssig. Ab Göschenen fahren die GTS wieder voraus. Aber auch die PXs sind bergab nicht langsam - wir treffen nur mit kurzem Abstand auch in Amsteg ein. Nun wird das Lanschaftsprofil wieder flacher und das Tal weitet sich.

Kurz vor Altdorf tanken wir auf und ziehen die Regenkleidung aus. Ein Blick auf den Regenradar lässt uns auf das gemeinsame Mittagessen verzichten. Ein Sandwich und auf zu letzten Etappe.

 

Kaum sind wir bei Flüelen wieder auf der Axenstrasse, beginnt es wieder zu regnen - hätten wir die Regenklamotten besser anbehalten. Gleich nach der Ausfahrt bei Brunnen fahren wir unter einer Brücke rechts ran und ziehen uns wieder um. Auf der bekannten Strecke - Lauerz, Goldau - fahren wir heimwärts. Vor der Landi Küssnacht halten wir kurz an und verabschieden uns von Ciro und Giovanni. Sie fahren auf direktem Weg nach Luzern. Nun noch den Schlusspurt nach Rotkreuz, wo uns Christoph und Rolf unser Gepäck zurückgeben.

 

Es war ein tolles Wochenende. Gut geplant und vorbereitet... und dennoch viele Überraschungen erlebt und spontan nach Lust und Laune entschieden. Aus Eins - dem Gotthard - wurden so Drei - Gotthard, Oberalp, Lukmanier...

 

 

Ich danke allen, die dabei waren und gemeinsam zwei unvergessliche Tage gestalten haben.

Ein ganz herzliches Dankeschön geht an Christoph und Rolf. Sie haben uns im "Mannschaftswagen" begleitet, uns das Gepäck abgenommen und hätten uns im Ernstfall mit Rat und Tat geholfen.


Es hat irre Spass gemacht... und für mich das Wichtigste:
Wir sind alle gesund zurück.

 

Dario